W.A. Mozart’s «Krönungs-Messe»

W.A. Mozart (1756 – 1791) „Krönungs-Messe“ – das klingt einprägsam, das kann man sich merken. Vielleicht war es nicht zuletzt dieser zugkräftige Beiname, der Mozarts C-Dur-Messe KV 317 zu einer seiner beliebtesten Messevertonung gemacht hat. Dabei schrieb Mozart seine sogenannte Krönungsmesse für einen normalen Ostergottesdienst. Gekrönt wurde an Ostern 1779 im Salzburger Dom niemand. Woher der Beiname stammt? Irgendwann muss die Messe mal bei einer Krönung verwendet worden sein. Das Mozarts Kirchenmusik im Schatten der Opern- und Klavierkonzerte steht, bedeutet eben keineswegs, dass er keine Lust darauf gehabt hätte. Nur hatte er später kaum noch Gelegenheit, für den Gottesdienst zu komponieren.

Das Credo beginnt mit einem markanten Motiv auf einem einzigen Ton. Es ist, als würden die Trompeten den Text mitsprechen: Credo in unum Deum, ich glaube an den einen Gott. Immer wieder beharren die Trompeten auf diesem Motiv, das auch bei den anderen Glaubensartikeln wie ein Refrain wiederholt wird. So wird dem Hörer immer wieder eingeschärft, worum es hier geht: um ein Bekenntnis, das jeden Zweifel ausschliesst – eben um ein Credo.
Im Agnus Dei dagegen, dem letzten Satz der Messe, spricht ein Individuum von seinen innersten Gefühlen. Vielleicht ist kein Zufall, dass sich Mozart sechs Jahre später, als er den „Figaro“ schrieb, an seine C-Dur-Messe erinnerte. Die Arie der Gräfin aus dem dritten Akt ist ein klarer Fall von Selbstplagiat. Musikalisches Recycling war nichts Ungewöhnliches zu dieser Zeit. Vielleicht fand Mozart, dass sein Einfall viel zu schade war, um ihn nur einmal zu verwenden – schliesslich konnte er nicht ahnen, dass die Krönungsmesse viele hundert Jahre später eine der beliebtesten Messvertonungen überhaupt sein würde.

Quelle: https://www.br-klassik.de/themen/klassik-entdecken/starke-stuecke-mozart-kroenungsmesse-100.html
Bildmaterial: Wikimedia Commons, Gemeinfrei

2 von 100: Elisabeth & Monika Ruh

Wer in den vergangenen Jahr an einem Konzert des Concentus-Chors anwesend war, hat womöglich zwei Sängerinnen entdeckt, die sich äusserlich stark ähneln:
Elisabeth Ruh in der Alt-Gruppe und Monika Ruh in der Soprangruppe sind Zwillingsschwestern. Monika ist die Jüngere («über eine Stunde»), ihre Stimme ist um eine Nuance höher. Würden die beiden nebeneinander stehen, wären sie womöglich nur durch das unterschiedliche Design ihrer Brillen auseinanderzuhalten. Ihre schwarze Konzertbluse ist dieselbe – sie haben sich vor einem der letzten Konzerte unabhängig voneinander in verschiedenen Läden dafür entschieden.

Das zeigt, wie ähnlich die beiden Schwestern ticken und wie eng ihr Verhältnis seit der Kindheit ist. Sie wuchsen auf in Rüti, der Vater war während über drei Jahrzehnten Dozent für Physik, die Mutter ausgebildete Primarlehrerin, Hausfrau und Chorsängerin. Von ihr haben sie die Liebe zur Musik mitbekommen, Elisabeth spielte Klavier, Monika spielte Flöte (später Querflöte). Beide entschieden sich nach der Matura für ein Studium an der ETH, Elisabeth für Physik, Monika für Elektrotechnik. Elisabeth ist heute Physiklehrerin am Gymnasium Hohe Promenade, Monika arbeitet im Bereich der elektromagnetischen Zugsteuerung bei Stadler Rail in Bussnang/TG. Beide sind zudem im Militär in hohem Rang aktiv und haben über 1000 Diensttage geleistet. Auch hier wieder mit nur graduellem Unterschied: Elisabeth ist heute Oberstleutnant, Monika Oberst.

Wenn sie Schallwellen hören, sei es als Physiklehrerin, Bahnbauerin, Armeekommandantin oder Sängern: Nichts geht ihn über die Lebensfreude in den Liedern von Wolfgang Amadeus Mozart. Möge diese Freude unsere Zuhörerinnen und Zuhörer anstecken während den Aufführungen von Mozarts Krönungsmesse in Zürich (6.12.), Bern (13.12.), Basel (14.12.) und Bülach (20.12.). (rs)

Name: Ruh, Elisabeth und Monika
Im Concentus-Chor seit 2014 bzw. 2020
Stimmregister: Alt und Sopran
Alter: 48
Lieblingskomponist: Mozart
Schönstes Chorkonzert: «Requiem» und «Vesperae Solemnis» (Mozart).

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Mozart’s «Exsultate, jubilate» und «Te Deum»

Mozarts «Exsultate, jubilate» KV 165 ist eine jubelnde, triumphale und feierliche viersätzige Komposition für Solosopran und Orchester in lateinischer Sprache. Das Stück wurde im Januar 1773 in Mailand komponiert. Es ist heute eines der bekanntesten sakralen Werke Mozarts und hat sich im Laufe der Zeit zu einem beliebten Stück in der Konzertwelt entwickelt. «Exsultate, jubilate» ist ein zeitloses Meisterwerk.
Die Komposition des 17-jährigen Mozarts zeichnet sich durch seine anspruchsvollen Gesangspassagen, lyrischen Melodien und virtuose Koloraturen aus. Es sind diese Elemente, die das Werk in die unmittelbare stilistische Nähe zur damaligen Oper rücken. Das in seinen Stimmungen kontrastierende, vitale und mitreissende Werk fordert sowohl die technische Beherrschung des Gesangs als auch die emotionale Ausdruckskraft der Künstler:in.

Das „Te Deum“ KV 141 komponierte Mozart vermutlich in Wien, vor seiner Italienreise, die er im Dezember 1769 antrat. Da auf dem in Salzburg erhaltenen Stimmsatz Mozart als „Konzertmeister“ erwähnt wird, muss die Komposition nach dem 27.10.1769 erfolgt sein, da er an diesem Tage vom Salzburger Erzbischof Schrattenbach in diesen Rang erhoben wurde. Aufgrund vieler Ähnlichkeiten mit einem „Te Deum“ von Michael Haydn wurde die Echtheit dieses Werkes lange angezweifelt, aber nach Fund des Salzburger Stimmsatzes, zu dem auch noch zwei Trompeten, zwei Posaunen und Pauke gehören, konnte es, aufgrund der handschriftlichen Eintragungen des Vaters, eindeutig W. A. Mozart zugewiesen werden.
Durch seine Besetzung mit Bläsern und Pauke hat das „Te Deum“ einen sehr festlichen Charakter. Das „Te Deum“ dessen Textgrundlage, der aus dem 7. Jahrhundert stammende ambrosianische Lobgesang ist, ist mit einer Länge von knapp 230 Takten sehr kompakt komponiert und kommt ohne Solisten aus. Es besticht durch seine Textausdeutung durch Taktwechsel, Tempowechsel und Charakterwechsel in der Musik. Die grosse Schlussfuge endet mit einem langen „in aeternum“.

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1 von 100: Fabrizio De Ambroggi (Tenor)

Der Tessiner Fabrizio De Ambroggi kam mit 22 Jahren für das Studium der Informatik nach Zürich und ist heute Partner bei der Software-Firma «Alphasys» in Winterthur. Eigentlich wollte er ja Helikopterpilot werden, jetzt ist er am Boden geblieben und surft stattdessen virtuell durchs Netz. Aufgewachsen in Lugano, begleitet Fabrizio das Singen seit seiner Jugend. Der Vater war im Kirchenchor von Lugano engagiert, er selber begann in einem mit Tessiner Chor in Zürich mit Volksliedern.
In Zürich verhalf ihm ein Dirigent am Konservatorium zu einer einwöchigen Stimmbildung. Danach empfahl ihm eine Tessiner Kollegin den Chor an der Hohen Promenade, der 2019 mit dem Chor der Kantonsschule Bülach zum Concentus Chor Zürich fusionierte. Anfänglich waren auch Mittelschüler mit im Chor, aber die Jugendlichen wollten ausnahmslos ins Bass-Register, weil eine hohe Stimme in diesem Alter als uncool galt. Noch heute sind die Tenöre gegenüber den Basssängern manchmal in krasser Unterzahl – «da ist’s an den Proben für uns eine rechte Herausforderung, sich zu zweit oder zu dritt behaupten». Meist unterstützt sie dann der Chorleiter Donat Maron, der die Stimmen aller vier Register beherrscht.

Tenor Fabrizio ist für den Concentus Chor aus zwei weiteren Gründen unverzichtbar: Als Tessiner mit italienischer Muttersprache hat er die hellen Vokale der lateinischen Texte quasi im Blut und dient den Zürchern als stimmliches Vorbild gegen deren in die Wiege gelegte breite „Aaas“, geschlossene „Eees“ und unelegante „Ooos“. Und schliesslich strahlt Fabrizio selbst bei schwierigen Fugen und chromatischer Tonleiter einen unerschütterlichen Optimismus aus, der ansteckt. «Dabei war ich einst ein introvertiertes, eher schüchternes Kind», erinnert er sich. Das Singen hat ihm geholfen, aus sich herauszukommen. Und so hat er früh seinen beiden (heute erwachsenen) Kindern vorgesungen, singt heute unter der Dusche und in der Badewanne, beim Hören von Konzerten und manchmal sogar nachts im Schlaf – sodass seine Frau inzwischen findet: Es dürfte auch ein bisschen weniger sein. (rs)

Name: De Ambroggi, Fabrizio
Im Concentus-Chor seit 2007
Stimmregister: Tenor
Alter: 59
Lieblingskomponist: Mozart
Schönstes Chorkonzert: Felix Mendelssohn, «Hora est».

Bildmaterial: zVg

Die vergessenen Schätze

Seit über dreissig Jahren ist es mir ein Anliegen, vergessene oder wenig bekannte Kompositionen grosser Meister zur Aufführung zu bringen. Die Musikgeschichte ist reich an grossen Komponisten, deren Werke bis heute die Herzen der Menschen berühren. Namen wie Beethoven, Mozart, Bach, Händel, Chopin oder Verdi sind jedem Musikliebhaber vertraut. Doch neben ihren bekannten Meisterwerken gibt es auch eine Vielzahl von unbekannten Werken, die oft aus ganz verschiedenen Gründen im Schatten der berühmten Stücke stehen. Diese verborgenen Schätze bieten eine spannende Möglichkeit, die musikalische Vielfalt und Kreativität der Komponisten zu entdecken. Im diesjährigen Konzertprogramm präsentieren wir unserem Publikum gleich zwei solche verborgenen Perlen der Musikgeschichte.
(Donat Maron, künstlerische Leitung)